Die Anforderungen an Verwaltungsräte sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, zuletzt Anfang 2023 mit der Einführung des neuen Aktienrechts. Wir werfen einen Blick auf die optimale Zusammensetzung und das Profil eines KMU-Verwaltungsrats.
Aufgaben und Anforderungen
Als oberstes Aufsichts- und Gestaltungsorgan ist der Verwaltungsrat für die Kontrolle, Führung und die strategische Gesamtverantwortung über eine Aktiengesellschaft zuständig. Seine sieben Kernaufgaben – von der Oberleitung der Gesellschaft bis zur Benachrichtigung des Richters bei Überschuldung bzw. Zahlungsunfähigkeit – sind im Obligationenrecht festgehalten.
Neben einer hohen Motivation, Unabhängigkeit, Integrität und einem Bewusstsein für ihre grosse Verantwortung sollten VR-Mitglieder auch genügend Zeit für das Mandat mitbringen. Es ist heute üblich, dass sich der Gesamtverwaltungsrat mehrmals im Jahr zu mehrstündigen Sitzungen trifft, um strategische, operative und administrative Themen zu besprechen. Hinzu kommen spezifische strategische Projekte, mit denen die Mitglieder betraut werden können.
Mit der Einführung des neuen Aktienrechts sind die Anforderungen an KMU-Verwaltungsräte nochmals deutlich gestiegen. So gehört die Überwachung der Liquidität und die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit seit 1. Januar 2023 explizit zu den Pflichten des Verwaltungsrates. Diese und weitere Neuerungen erläutern wir in unserem Artikel über das neue Aktienrecht.
Damit die Verwaltungsräte dieser Verantwortung gerecht werden, sollten sie ihr Gremium regelmässig überprüfen und in Abstimmung mit den Eigentümern des Unternehmens systematisch Kompetenzen und Diversitätskriterien für seine Zusammenstellung definieren. Um die richtigen Personen zu finden, lohnt es sich insbesondere für KMU-Verwaltungsräte, ein Anforderungsprofil für neue VR-Mitglieder zu erstellen.
Der richtige Fähigkeiten-Mix
Ein erfolgreicher Verwaltungsrat ist sowohl fachlich als auch methodisch mit verschiedenen Kompetenzen bestückt. Im Idealfall bringen die Mitglieder zusätzlich zum betriebswirtschaftlichen Grundwissen sowie dem Verständnis für die jeweilige Branche unterschiedliche, aber sich ergänzende Kompetenzen in den Verwaltungsrat ein. Je nach Marktumfeld und Lebenszyklusphase des KMUs sind Kenntnisse in den Bereichen Recht, Marketing, ITC oder Unternehmensführung gefragt. Finanzielles Know-how ist währenddessen bei jedem VR-Mitglied von Vorteil.
Gezielt gewählte Diversität
Die einzelnen Personen sollten sich nicht nur im Hinblick auf Ausbildung und Werdegang unterscheiden, sondern auch mit ihren Soft-Skills, persönlichen Eigenschaften und Ansichten sowie mit ihrem Geschlecht und Alter eine gesunde Mischung ergeben. Weiter sollten dem Verwaltungsrat von Gesellschaften, die zu einem bedeutsamen Teil ausserhalb der Schweiz aktiv sind, auch Mitglieder einer anderen Nationalität oder mit langjähriger internationaler Erfahrung angehören. Die ideale Anzahl der Mitglieder gibt es nicht – sie ist von den Anforderungen der jeweiligen Unternehmen abhängig und kann frei gewählt werden.