Fachliche und soziale Kompetenz: Führen heisst Verantwortung übernehmen und Vorbild sein. Doch der Anforderungskatalog an die Verwaltungsräte hat, neben neuen gesetzlichen Bestimmungen, in den letzten Jahren massiv zugenommen.
Im Grundsatz ist der Verwaltungsrat die Spitze einer jeden Aktiengesellschaft und trägt die Verantwortung über die strategische Ausrichtung einer Unternehmung. Doch oftmals sind die Funktionen um einiges mannigfaltiger. Verwaltungsräte sind Netzwerker, Coach, Krisenmanager, Berater, Türöffner und vieles mehr. Exakt diese Aufgaben werden in unserer komplexen Geschäftswelt künftig noch stärker gewichtet.
Gegenseitige Stärken ausspielen
Dennoch, gemäss Umfragen fühlt sich der grösste Teil der KMU von einer Professionalisierung des Verwaltungsrates nicht betroffen. In solchen Verwaltungsräten finden sich häufig der Bankfachmann aus der ortsansässigen Filiale, der persönliche Anwalt, Freunde oder Familienmitglieder wieder. Doch jedes Unternehmen hat verschiedene Bereiche und strategische Geschäftsfelder, in welchen umfassende Kompetenzen und ein weites Netzwerk gefragt sind. Deshalb ist es ratsam, Persönlichkeiten zu finden, welche sich gegenseitig ergänzen und die richtigen Kompetenzen einbringen können. Dies betrifft einerseits das Alter, das Geschlecht, aber auch die beruflichen Hintergründe. Selbstverständlich ist in jedem Verwaltungsrat ein Jurist sowie ein Finanz- und Steuerfachmann hilfreich, doch ebenso ein Experte, welcher sich im operativen Geschäft des Unternehmens auskennt und sich im entsprechenden Branchennetzwerk zu bewegen weiss. Zentral ist ein Team von unterschiedlich denkenden Köpfen. Auf diese Weise werden Strategien aktiv und kritisch hinterfragt und nicht nur abgenickt. Eine ebenso interessante Gruppe als Verwaltungsräte sind ehemalige Kaderpersonen von Konkurrenten oder grösseren Unternehmen, welche sich gerne strategisch engagieren und sich noch nah genug am momentanen Markt befinden. Der Beizug eines externen Beraters, welcher bei der Aufstellung des gesuchten Profils und der Findung aktiv unterstützt, kann einen solchen Prozess übersichtlicher und rascher vonstatten gehen lassen.
Digitale Natives im Verwaltungsrat
Der typische Schweizerische Verwaltungsrat ist männlich (~80%), über 50 Jahre alt und erhält eine Entschädigung zwischen 10’000 und 40’000 Schweizer Franken pro Jahr. In der Schweiz schon fast systematisch wird das Thema Digitalisierung und Fragen rund um digitale Kompetenzen regelmässig sträflich vernachlässigt – besonders in kleineren und mittleren Unternehmen. Dieses Problem spiegelt sich denn auch regelmässig in Verwaltungsräten von KMU wider. Deshalb empfiehlt es sich bei der Zusammensetzung eines Verwaltungsrates, auch das Kriterium der digitalen Kompetenzen zu berücksichtigen. Dabei denken wir nicht nur an Vertriebsstrategien, aber auch an allgemeine Prozesse, welche immer stärker durch die Digitalisierung geprägt werden. Deshalb sollte dieses essentiell wichtige und vernetzte Denken bereits im obersten Gremium eines Unternehmens einfliessen und somit strategisch verankert werden.
Oktober 20, 2020
