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Stille Reserven und Rücklagen stärken die Bilanz eines Unternehmens und bilden ein Polster für schwierige Zeiten. Doch welche Bewegungsspielräume existieren, und was sind die Vor- und Nachteile von stillen Reserven?

Der Gesetzgeber steht der Bildung von stillen Reserven grundsätzlich positiv gegenüber. Still nennt man die Reserven deshalb, weil sie in der externen Handelsbilanz und der Steuerbilanz nicht sichtbar sind. In der externen Bilanz werden Aktiven tendenziell unter- und Passiven tendenziell überbewertet. Stille Reserven dürfen allerdings nur zu Wiederbeschaffungszwecken und «zur Sicherung des dauernden Gedeihens der Unternehmung» gebildet werden. In der Schweiz wird Art und Umfang von stillen Reserven in erster Linie durch das Obligationen- und das Steuerrecht geregelt. Für börsenkotierte Unternehmen gilt der entsprechende Rechnungslegungsstandard. Stille Reserven können also grundsätzlich in jedem Unternehmen gebildet werden. Es ist jedoch zu empfehlen dabei die steuerlichen Anforderungen zu beachten.

Handlungsspielräume
Mit dem Gedanken den Gläubigerschutz zu pflegen, schreibt das Obligationenrecht vor, dass grundsätzlich eine Aktivierungspflicht für alle Vermögenswerte einer Gesellschaft besteht. Das vollständige Weglassen von Vermögenswerten verstösst also gegen das Gesetz. Jedoch existiert ein Spielraum. Kaufen Sie beispielsweise für CHF 300’000.- einen LKW, muss diese Position in der Bilanz aktiviert werden, darf aber aus handelsrechtlicher Sicht direkt nach dem Kauf ebenfalls abgeschrieben werden. Aus der Differenz zwischen der handelsrechtlich getätigten Abschreibung und der betriebswirtschaftlich notwendigen, entstehen dann stille Reserven. Die erlaubte Höhe einer solchen Abschreibung ist jedoch von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Hier empfiehlt es sich vorab entsprechende Informationen oder eine Expertenauskunft einzuholen.

Weiter zu berücksichtigen ist, dass es bei stillen Reserven auf Aktivpositionen möglicherweise zu einer zwangsweisen Teilauflösung kommen kann. Ist das Anlagevermögen bereits vor Ablauf der Nutzungsdauer vollständig abgeschrieben, so werden über die restliche Zeit stille Reserven automatisch aufgelöst. Nehmen Debitoren und Vorräte im Vergleich zum Vorjahr ab und wurden in der Vergangenheit durch die Anwendung eines Pauschalwertberichtigungssatzes stille Reserven gebildet, hat dies eine automatische Auflösung von stillen Reserven zur Folge. Resultiert daraus eine Netto-Auflösung, die einen signifikanten Einfluss auf den Gewinn hat, ist dies so im Anhang der Jahresrechnung offenzulegen.

Pro
Mit der Bildung von stillen Reserven wird sichergestellt, dass ein Unternehmen Polster für schlechtere Zeiten anlegen kann. Die Bildung dieser Reserven hat zur Folge, dass der Unternehmungsgewinn geringer ist und damit auch die jetzigen Steuern geringer ausfallen. Die Steuerersparnis wird jedoch spätestens zum Zeitpunkt, an dem die Reserven aufgelöst werden, wieder aufgezehrt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Bildung von stillen Reserven die Liquidität geschont wird. Die zusätzlich vorgenommenen Abschreibungen und Wertminderungen sind nicht liquiditätswirksam, das heisst es ist kein zusätzliches Geld abgeflossen.

Contra
Mit der Bildung jeder stillen Reserve vergrössern sich die Unterschiede zwischen der externen und internen Bilanz. Die Aussagekraft einer Jahresrechnung für Inhaber und Aktionäre ist eingeschränkt. Für Aussenstehende wird die effektive Bewertung somit komplexer. Steht ein Unternehmen zudem kurz vor einem Verkauf oder vor einer Nachfolgeregelung müssen die über Jahre angesammelten stillen Reserven transparent gemacht werden. Im Vergleich zur externen Bilanz können nun plötzlich unzureichende Eigenkapitalrenditen entstehen und eine Übernahme könnte unattraktiv erscheinen.

Grundsatz
Die Bildung von stillen Reserven ist sinnvoll und vom Gesetzgeber grundsätzlich gewollt. Jedoch sollten diese Optimierungen erst während der Gestaltung und Erstellung des Jahresabschlusses vorgenommen werden. Zur Vermeidung von Fehlern und zur Optimierung der Resultate sollte man frühzeitig Fachexperten hinzuziehen.

10. Februar 2021