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Wibrandis – die neue Stiftung im Oekolampad

Stiftung ist nicht gleich Stiftung. Sie unterscheiden sich nicht nur im Zweck, sondern auch in der Finanzierung und der Struktur. Dabei ist es gut, eine erfahrene Fachperson an der Seite zu wissen. Wie das genau aussehen kann, lesen Sie in unserem Interview mit Martina Duschmalé, Präsidentin der Wibrandis Stiftung und Christian Moesch, Stiftungsrat.

«Aller Anfang ist Begegnung» – gehen wir doch kurz auf diesen Leitspruch der Wibrandis-Stiftung ein.
Martina Duschmalé: Inspiriert durch Aristoteles, haben wir die Vision, dass «das Ganze (…) mehr ist als die Summe seiner Teile». Unser Leitspruch entwickelte sich aus der Idee, einen Ort zu schaffen, an dem verschiedenste Interessensgruppen zusammenkommen und letztendlich mehr sind als Nachbarn. Durch eine optimale Infrastruktur und das Wirken inspirierter Mitglieder der verschiedenen Institutionen, sollen sich in Zukunft Synergien ergeben, die so vielleicht nie entstanden wären, wenn keine Begegnung stattfinden würde.

Was war der Auslöser für die Gründung der Stiftung?
Martina Duschmalé: Wie sich durch den Namen der Stiftung bereits erahnen lässt, geht die Gründung mit dem Erwerb des ehemaligen Gemeindehauses Oekolampad einher. Wie Wibrandis Rosenblatt bei Johannes Oekolampad steht auch in unserer Stiftung eine starke Frau im Hintergrund. Sabine Duschmalé unterstützt nicht nur seit vielen Jahren wichtige Institutionen, sie hat ebenfalls gemeinsam mit ihrem Mann, Hansjörg Duschmalé, die Stiftung Basler Wirrgarten gegründet. Es handelt sich dabei um eine Pionierinstitution im Bereich der Betreuung und Beratung für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen, welche ebenfalls im Oekolampad eine neue Heimat finden wird. Durch die Gründung der Wibrandis Stiftung ist das Engagement unserer Stifterin in verschiedenen Bereichen langfristig gesichert.

Es gibt viele Arten von klassischen Stiftungen. Wodurch zeichnet sich die Wibrandis-Stiftung aus?
Christian Moesch: Wie Martina Duschmalé erwähnt hat, ist die Wibrandis-Stiftung eine Institution, die aktiv ihre eigenen spezifischen Projekte vorab im soziokulturellen Bereich verfolgt und diese glücklicherweise auch über Zuwendungen durch die Stifterin vollumfänglich selbst finanzieren kann. Wir sind also nicht auf Drittmittel oder Spenden angewiesen, was natürlich eine sehr erfreuliche Ausgangslage ist. Auf der anderen Seite macht die Wibrandis Stiftung aber keine Vergabungen an Dritte.

Die Gründung einer Stiftung ist ein komplexer Prozess. So fallen auch die wichtigen und erfolgsbestimmenden Entscheidungen bei der Stiftungsorganisation meist vor der Gründung an. In welchen Bereichen ist besondere Planung nötig?
Martina Duschmalé: Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die wichtigste Entscheidung zwingend vor der Gründung einer Stiftung ansteht! Ganz zentral ist hier die Formulierung des Stiftungszwecks. Gemeinsam mit den Statuten bestimmt der Zweck die Verwendung des Stiftungsvermögens und kann nachträglich nicht mehr angepasst oder verändert werden. Die Formulierung muss also so umfassend wie nötig sein und gleichzeitig klare Grenzen setzen. Der Zweck spiegelt den Willen der Stifterin wider und ist somit als Identität der Organisation zu sehen.

Seit den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Stiftungen um 6.7 Prozent gestiegen und somit kontinuierlich am Wachsen. Der schweizerische Stiftungssektor ist dynamisch und die Dichte höher als in den USA oder Deutschland. Auf welche Gründe führen Sie die Popularität der Stiftung zurück?
Christian Moesch: Ja, es ist eine sehr erfreuliche Entwicklung zu sehen, dass offensichtlich viele Menschen bereit sind, ein Teil ihres Vermögens für gemeinnützige und wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen, was ja der Grundgedanke einer Stiftung ist. Solche philanthropischen Tendenzen gibt es immer häufiger. «The Giving Pledge», welcher in den USA von Bill Gates und Warren Buffet ins Leben gerufen wurde, ist vielleicht die bedeutendste und auch bekannteste Kampagne, die in der Folge natürlich die Gründung von Stiftungen stark begünstigt. Aber auch hierzulande entscheiden sich immer häufiger Personen dazu, einen Teil ihres Vermögens zu spenden bzw. eben in eine eigene Stiftung einzubringen.

Frau Duschmalé, Sie haben zusammen mit der Stifterin und dem Geschäftsführer einen umfassenden Gründungsprozess hinter sich, die eigentliche Arbeit steht aber erst noch an. In welchem Moment waren oder sind Sie froh, z.B. Experten wie Christian Moesch für den Bereich Finanzen mit im Stiftungsrat zu wissen?
Martina Duschmalé: Ich bin zu jedem Zeitpunkt froh, Christian Moesch im Stiftungsrat zu wissen! Bei der Zusammensetzung des Stiftungsrats war es uns ein grosses Anliegen, dass es sich um loyale, integre Personen handelt, die unsere Vision teilen und sich mit Freude einbringen. Ein gutes Netzwerk und Erfahrung im Non-Profit Bereich gehören hier sicher dazu! Christian Moesch, als Finanzexperte, ist durch sein Fachwissen eine grosse Bereicherung und bringt sich unter anderem hilfreich ein, wenn es um Themen wie Fondreglements, mögliche finanzielle Förderungen und Finanzierungen geht.

Neben den vielen Neugründungen gab es in den letzten Jahren auch eine starke Bereinigung und entsprechende Liquidationen. Die Finanzierung einer Stiftung ist eine zentrale Frage. Welche Faktoren sind entscheidend?
Christian Moesch: Die Finanzierung einer Stiftung hängt mitunter davon ab, welchen Zweck sie verfolgt und damit wiederum verbunden ist der eigentliche Finanzbedarf. Es gibt beispielsweise Stiftungen, welche auf Zeit bestehen und die ihren Stiftungszweck so lange verfolgen, bis das Vermögen aufgebraucht ist. Meist sind dies eher kleine und mittlere Vergabestiftungen, welche dann auch irgendwann mal verschwinden. Dann gibt es Stiftungen, die langfristig ausgelegt sind und eigene oder Drittprojekte finanzieren z.B. in der Kultur, der Förderung von Forschung und Wissenschaft oder aber Unternehmensgründungen und -innovationen. Hier erfolgt die Finanzierung des Stiftungszwecks meist auf Basis der erzielten Erträge des ursprünglich gewidmeten Vermögens, ohne dass dieses verzehrt wird. Dann gibt es noch Stiftungen, bei denen die Finanzierung des Zwecks ausschliesslich durch wiederkehrende Spendeneinnahmen erfolgt. Natürlich sind hier sind in allen Fällen die Anforderungen entsprechend unterschiedlich.

Wie dem Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft fallen dem Stiftungsrat umfassende Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu. Wie besetzt man einen Stiftungsrat optimal und welche Kompetenzen sind gesucht?
Christian Moesch: Vorteilhafterweise bringt jede Stiftungsrätin und jeder Stiftungsrat unterschiedliche, aber sich ergänzende Kompetenzen in den Stiftungsrat ein. Ich selbst habe den Finanzbackground sowie durch meine vergangenen beruflichen Tätigkeiten Erfahrung im Stiftungswesen. Es gibt aber auch immer wieder Beispiele, wo sich die Zusammensetzung des Stiftungsrat aus rein persönlichen Verbindungen oder Bekanntschaften ergibt und weniger auf Grund der Kompetenzen der einzelnen Mitglieder. In solchen Fällen muss dann fehlendes Know-How extern organisiert werden.

Martina Duschmalé: Ich schliesse mich Christian Moesch hier an! Wie bereits erwähnt, wurde unser Stiftungsrat nach verschiedenen Kriterien besetzt. Es ist wichtig, unterschiedliche Kompetenzen «an Bord» zu haben und sich Gedanken über die Grösse des Gremiums zu machen. Zudem zeichnet sich eine zunehmende Professionalisierung im Bereich des Non-Profit Managements ab, da das Bildungsangebot hier erfreulicherweise laufend ausgebaut wird!

Welche Pläne haben Sie noch mit der Wibrandis Stiftung?
Martina Duschmalé: Im Moment ist das Oekolampad Projekt natürlich sehr prominent und nimmt die meiste Zeit in Anspruch, trotzdem werden immer wieder interessante Projekte an uns herangetragen. So konnte die Stiftung per Januar 2021 das Pfarrhaus der Elisabethenkirche erwerben, welches im laufenden Jahr teilweise saniert wird und dann neben dem Sitz der Stiftung auch diverse weitere Arbeitsplätze bieten soll. Selbstverständlich wird die Offene Kirche Elisabethen weiterhin das Gartengeschoss und das Erdgeschoss mit ihren Projekten «Da-Sein» und «Frau-Sein», sowie den Büroräumlichkeiten nutzen können. Ganz im Sinne unseres Leitbilds ist auch geplant den Garten des Pfarrhauses teilweise gastronomisch zu bespielen, um einen Ort der Begegnung für die Nutzer des Hauses, aber auch für die Öffentlichkeit zu schaffen.

Christian Moesch: Zudem wurden wir kürzlich für ein weiteres spannendes Projekt angefragt, wo wir im Moment in der Validierungsphase sind und an welchem sich die Wibrandis unter Umständen beteiligen wird. Im Moment können wir dazu noch nichts weiter verraten. Wenn es zu einem Abschluss kommt, werden wir aber auf jeden Fall darüber berichten.

6. Mai, 2021